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Zu Beginn möchte gesagt sein, dass dieser Bericht rein auf subjektiven Erfahrungen und Interpretationen dieser beruht und keinesfalls als objektive Quelle angesehen werden darf.

Fundación Cristo de la Calle. Ein ganz normaler Mittwoch. Während ich mit den Erzieherinnen das Mittagessen zu planen und kochen beginne, fällt beim Blick in den Kühlschrank direkt auf dass dieser kaum leerer sein könnte.

Das zu kochende Menü, welches uns vom Ministerium der wirtschaftlichen und sozialen Inklusion (MIES)monatlich erarbeitet wird kann somit einen weiteren Tag lang nicht umgesetzt werden.

Es entsteht Rage bei allen Beteiligten, wenn wir merken, dass es nicht eine einzige Zwiebel zum Würzen gibt ebenso wenig wie den heißgeliebten Zucker zum Süßen des Saftes.

Am nächsten Tag haben alle Erzieherinnen eine Teambesprechung mit der Leitung. Als sie zurückkommen frage ich, ob über die Lebensmittelknappheit kommuniziert wurde, aber ich werde leider enttäuscht.

Oft schon ist es vorgekommen, dass es uns an essenziellen Nahrungsmitteln gefehlt hat.

All das liegt nicht daran, dass die finanziellen Möglichkeiten der Fundación nicht ausreichen würden um diese anzuschaffen, Grund ist ein mittelschweres Kommunikations- und Organisationsproblem.

Wenn alle drei Wochen der Berg an Einkäufen den ganzen Küchenboden bedeckt, kommt Erleichterung auf. Doch jedes Mal sobald die Chefin die Tür verlässt, wird wieder bemerkt, dass die Hälfte der ganzen Früchte kaputt geht, wenn sie nicht schnell verzehrt werden. Und genau das passiert.

Statt aber darüber zu kommunizieren und vorzuschlagen, lieber öfter kleinere Einkäufe zu organisieren, wird in sich hineingeschwiegen.

Ich habe mich in letzter Zeit häufig gefragt wie es zu diesen Situationen kommen kann und bin dabei angelangt, dass die Ursache dieser Kommunikationsstörung möglicherweise schon in der Erziehung und der Bildung, also beim Aufwachsen eines Kindes beginnt.

Immer wieder nehme ich wahr, dass das hiesige Erziehungssystem und das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern noch viel autoritärer ist als in unseren Breitengraden. Statt den Kindern also Freiheiten zu lassen, die Möglichkeit zu hinterfragen oder sich gar eine eigene Meinung zu bilden, existiert der allwissende Erwachsene, der ganz genau sagt wo es lang geht. Somit wird Kommunikation nicht als Sozialhandlung verstanden, die aus einem Geben und Nehmen besteht, sondern vielmehr als fehlender Respekt gegenüber Übergeordneten und findet somit nicht statt.

Die Schulstunde besteht aus reinem Frontalunterricht, wodurch das Kind lernt, Informationen von höheren Distanzen zu empfangen und lediglich wiederzugeben und/oder auszuführen.

Die Eigenbeteiligung, das selbstständige Denken, das Zweifeln und viele weitere Prozesse falllen dabei vollkommen weg.

Es ist für mich ein Ansatz um verstehen zu können, wie die Erzieherinnen selbst in Problemsituationen schweigen und Probleme verschleiern. Die Chefin ist wie eine übergeordnete Autoritätsperson, deren Befehle es auszuführen gilt ohne ihre Aktionen zu hinterfragen.

Ganz kritisch wird es nun, wenn wir Freiwillige ins Spiel kommen. Auf Grund unserer kulturellen Prägung sind wir gewohnt Probleme direkt anzusprechen und eine Lösung dieser zu finden. Wenn wir also bei unserer Besprechung mit der Leitung 2 Tage später das Problem der Lebensmittelknappheit ansprechen, fragt sich diese, warum die Erzieherinnen kein Wort darüber verloren haben.

Der Soziologe und Kulturtheoretiker Stuart Hall hat zur Veranschaulichung erfolgreicher Kommunikation das sogenannte Sender-Empfaenger- Modell erarbeitet.

Zu Beginn habe der Sender eine Kommunikationsabsicht, diese verfasse er in Worte um schließlich seine Nachricht zu übermitteln. Nun empfange der Empfänger diese Worte, übersetze sie für sich und interpretiere sie schlussendlich.


Des Weiteren erfolge die Kommunikation über zwei Ebenen.
Die Sachebene, welche die gesprochenen Worte beschreibe und somit den Inhalt der Kommunikation darstelle.

Auf der anderen Seite befinde sich die Beziehungsebene, welche aus Gefühlen, Stimmungen und Empfindungen des Gesagten bestünde.

Eine Kommunikationsstörung läge vor, sobald einer der Schritte des Sender- Empfängermodells nicht erfolgt.

In meinem Beispiel zwischen Erzieherinnen und Leitung entsteht die Kommunikationsstörung schon beim Sender. Die Kommunikationsabsicht wird nicht in Worte verfasst und somit nie zum Ausdruck gebracht. Das bedeutet wiederum, das keine Sachebene besteht, der Inhalt demnach nicht vermittelt wird und somit kein Informationsfluss besteht.

Um ein Berufsleben jedoch für alle Parteien erfolgreich gestalten zu können, braucht es einen Informationsfluss zwischen Vorgesetzen und Mitarbeiten um gemeinsame Ziele definieren und erreichen zu können.

Mir zeigt dies, dass Kommunikation sehr tiefgreifend gehen kann und vielmehr als nur die Überbringung von Inhalten, Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit ist, die von vielen Seiten geprägt wurde.

Ob also eine produktive Kommunikation stattfinden kann, liegt stark an der eigenen Wahrnehmung des Menschen über sich selbst und über andere. Wo das Vertrauen in einen selbst und in eigene Ansichten fehlt und das Gegenüber als allwissend und fähiger angesehen wird, wird es nie zu richtiger Kommunikation kommen.

Während von Vorne immer alles gut und schön aussieht, wird hinter der Fassade in sich hineingefressen und Unzuzfriedenheit staut sich auf. Und so spitzt sich das Problem auf ganz versteckter Ebene zu. Ständig gibt es Teambesprechungen der Erzieherinnen mit der Leitungm doch produktiv erscheinen sie nicht.

Genau das brachte der irische Dramatiker George Bernard Shaw auf den Punkt.

„ Das größte Problem bei Kommunikation ist die Illusion, dass sie stattfand.“

 

Ich habe mich als Freiwillige mehrfach gefragt wie ich der Kommunikationsproblematik entgegenwirken kann, habe jedoch bisher nichts Bahnbrechendes erreicht.

Ich fasse in Worte, was ich überbringen möchte um selbst Kommunikation stattfinden zu lassen und bestärke die Erzieherinnen ihre Ansichten zu vertreten. Doch was diese im Endeffekt daraus machen, liegt nicht in meiner Macht.

 

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