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Zwischen Abschied und Neuanfang

Hier sitze ich also schon wieder und schreibe jetzt mittlerweile meinen vierten Bericht. Meistens fällt mir gar nicht auf, wie schnell die Zeit eigentlich in meinem Alltag vergeht. Erst wenn Talea (meine Mitfreiwillige) oder ich daran denken, dass wir mal wieder einen Bericht abgeben müssen, merken wir erschrocken: Schon wieder sind drei Monate vergangen. Eigentlich hatte ich diesen Bericht immer mit den Worten „Abschied“ und „Wiederkehr“ verbunden. Doch so ganz stimmt das diesmal nicht. Zwar habe ich einige sehr traurige Abschiede hinter mir, bin aber trotzdem nicht, wie ich vor einem Jahr eigentlich gedacht hätte, nach Deutschland wiedergekehrt. Stattdessen hat für mich ein neuer Abschnitt in Ecuador angefangen – nicht mehr in Ibarra, sondern in Quito, wo ich die nächsten sechs Monate in der Fundación Campamento Cristiano Esperanza arbeiten darf. Und auch wenn ich also „nur“ einen weiteren Zwischenbericht schreibe, fühlt es sich schon an wie ein kleiner Neuanfang.

Die letzten drei Monate sind quasi wie im Flug vergangen. Ein großes Highlight war unser gemeinsamer Urlaub auf den Galápagos-Inseln. Diese Reise war die erste, die wir von Anfang an gemeinsam fest geplant haben und schien das ganze Jahr über sehr fern. Deswegen hat es sich auch sehr surreal angefühlt, als wir wieder zurück nach Ibarra kamen und uns klar wurde, dass das unser letzter gemeinsamer Urlaub war und dass wir jetzt nur noch knapp einen Monat gemeinsam hatten. Es war befremdlich zu denken, dass das Leben und der Alltag in Ibarra, so wie wir ihn 365 Tage lang erlebt haben, nun bald vorbei sein wird. Gleichzeitig konnten wir es aber alle auch kaum realisieren.

Ob wir nun wollten oder nicht – die Tage vergingen, und das auch noch ziemlich schnell. Als Marlene und Johanna dann so langsam angefangen haben, ihre Koffer zu packen, wurde alles immer realer. Unsere letzten Wochen waren von Nostalgie und Abschiedsschmerz geprägt. Uns war klar: So wie es war, würde es nie wieder sein. Natürlich gehören Enden zum Leben, und natürlich wussten wir auch von Anfang an, dass unser Freiwilligendienst eine zeitlich begrenzte Erfahrung ist. Aber es ist trotzdem traurig zu wissen, dass wir nie mehr alle zusammen in unserer WG am Tisch sitzen, im Lieblingsrestaurant Karten spielen oder gemeinsam auf dem Sofa liegen und reden werden. Meine Mitfreiwilligen sind mir über dieses Jahr unglaublich ans Herz gewachsen, und ich bin unglaublich dankbar, dass wir uns in diesem Jahr so intensiv kennenlernen konnten. Auch wenn wir uns eine verhältnismäßig kurze Zeit kennen, sind meine Mitfreiwilligen die Freunde, mit denen ich in meinem Leben am meisten erlebt habe und die, die mich in diesem prägenden Jahr jeden Tag begleitet und unterstützt haben. Ich werde unsere Ibarra-WG echt vermissen. Der Moment des Abschieds am Flughafen ist uns allen sehr schwergefallen. Es fühlt sich immer noch komisch an, die Mädels nicht jeden Tag in unserem gemeinsamen Zuhause zu sehen.

Auch von den Kindern im Casa Familia Yuyucocha bzw. von der ganzen Fundación in Ibarra musste ich mich verabschieden. Natürlich bin ich nun vorerst nicht ganz so weit entfernt und habe zum Glück die Möglichkeit, sie weiterhin an Wochenenden zu besuchen. Trotzdem war der letzte Arbeitstag und die Abschiedsfeier sehr emotional. Immer schon fiel mir nach einem Urlaub auf, wie sehr die Kinder in nur wenigen Tagen gewachsen waren. Nun werde ich mich wahrscheinlich jedes Mal erschrecken, wenn ich sie circa einmal im Monat wiedersehe. Besonders berührt hat mich, wie viel sich bei den Kindern in diesem Jahr entwickelt hat: A., die plötzlich in ganzen Sätzen spricht, C., die viel selbstbewusster geworden ist, M., die jetzt viel sicherer laufen kann, oder I., der inzwischen keine Windel mehr braucht. Es macht mich stolz und dankbar, ein Stück ihrer Kindheit begleitet haben zu dürfen. Gerade deshalb fiel der Abschied schwer. Neben dem Abschied von den Kindern fiel mir auch die Verabschiedung von meinen Arbeitskolleginnen schwer, die mich damals so lieb aufgenommen haben und meinen größten Respekt für die Arbeit haben, die sie jeden Tag leisten.

Seit drei Wochen lebe ich nun mit Talea in Quito. Die Stadt ist für mich spürbar größer, lauter und hektischer als Ibarra. Wir haben uns vor allem in den ersten Tagen öfter mit den Bussen verfahren und waren etwas verloren. Doch inzwischen kennen wir die für uns wichtigsten Wege und fühlen uns sicherer. Den Einstieg hat uns aber auch unsere Gastfamilie sehr erleichtert. Unsere Familie besteht aus Mutter, Vater und zwei Brüdern. Wir wurden sehr, sehr herzlich von ihnen aufgenommen und auch schon überall als Teil der Familie vorgestellt. Ich fühle mich sehr wohl bei der Familie und finde es eine wichtige Erfahrung – vor allem, weil es auch ganz anders ist als das Zusammenleben in der WG. Ich merke jetzt schon, dass ich mich in der kurzen Zeit viel sicherer und selbstbewusster im Spanischen fühle, weil ich jetzt noch mal viel intensiver mit der Sprache konfrontiert bin, als ich es in unserer deutschsprachigen WG in Ibarra war. Gleichzeitig ist es bereichernd, Traditionen und Sichtweisen direkt im Familienalltag mitzuerleben.

Ebenso wie in der Gastfamilie wurden wir auch auf der Arbeit in der Fundación Campamento Cristiano Esperanza – oder kurz Camp Hope – sehr herzlich aufgenommen. Kurz zur Erklärung: Die Fundación ist eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung, die sowohl von 8:00 Uhr bis 13:00 Uhr in der Tagesstätte begleitet werden und/oder aufgrund schwieriger Familienverhältnisse in dem „Casa Hogar“ der Fundación leben. Talea und ich arbeiten montags bis freitags von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr, zuerst in der Tagesstätte, und fahren dann in einem privaten Bus um circa 12:45 mit den Menschen, die im Casa Hogar leben, dorthin, um Mittag zu essen und den Nachmittag dort zu verbringen. Die Arbeit hier ist manchmal noch herausfordernd für mich, weil ich in meinem Leben bisher sehr wenige Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung hatte. Berührungsängste hatte ich zwar tatsächlich nicht, aber trotzdem kann ich manche Situationen noch schwer einschätzen. Trotzdem macht mir die Arbeit hier jetzt schon sehr viel Spaß, und ich merke, wie sowohl Talea als auch ich jeden Tag etwas Neues lernen. Langsam finde ich mich auch gut in der alltäglichen Routine des Projektes zurecht und weiß, was zu welchem Tagespunkt zu tun ist. Dieses Gefühl ist schon mal eine ziemliche Erleichterung.

Insgesamt fühle ich mich gerade in einer spannenden Zwischenphase: Einerseits habe ich vieles Vertraute zurückgelassen und bin immer noch traurig, andererseits bin ich aber auch gerade sehr auf die neuen Eindrücke und Erfahrungen konzentriert. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf das, was ich in den nächsten sechs Monaten noch alles lernen und erleben werde, und freue mich auf alle Erfahrungen, die noch kommen. Besonders froh bin ich, dass mich dabei immer Talea begleitet.

Wir hören uns in drei Monaten wieder.

Ganz liebe Grüße aus Ecuador!

 

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