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Jetzt beginnen wirklich die letzten Monate...

eigentlich sogar nur noch Wochen, und ich kann nur zum tausendesten Mal sagen, wie unglaublich schnell die Zeit vergeht. Die letzten Wochen waren größtenteils von dem Gedanken geprägt, meinen Aufenthalt zu verlängern. Um ehrlich zu sein, würde ich am liebsten einfach hier bleiben und mein Leben, genau so wie es gerade ist, weiterleben. Letztendlich habe ich mich nach wirklich kopfzerbrechenden Überlegungen dagegen entschieden, weil es irgendwie nicht so funktionieren wird, wie ich es mir wünsche. Ich möchte, dass alles so bleibt, wie es ist. Das wäre aber nicht möglich, weil sich mein Leben auch bei einer Verlängerung sehr ändern würde. Ich würde mit neuen Menschen zusammenleben, meine Arbeit würde sich ändern und nichts wäre mehr wie zuvor. Außerdem weiß ich, dass ich nicht bis Oktober 2026 warten will, um zu studieren aber mein gewünschter Studiengang beginnt nur zum Wintersemester. Bis Oktober 2026 zu warten, wäre mir persönlich zu viel Zeit. Außerdem vermisse ich schon meinen Heimatort, meine Familie und meine Freunde, die ich größtenteils seit fast einem Jahr nicht gesehen habe. Während dieser Überlegungsphase ist mir aber auch aufgefallen, dass es mir so oder so gut gehen wird. Meine Entscheidung ist nicht das Urteil zur Unglücklichkeit. Ich glaube – und das habe ich dieses Jahr auch noch einmal verstärkt gemerkt –, dass man sich an alles gewöhnt und mit allem irgendwie zurechtkommt. Und wenn es wirklich gar nicht mehr geht, dann gibt es für alles Lösungen und Auswege. Deswegen glaube ich, dass es mir mit beiden Entscheidungen letztendlich gut gehen würde, und das beruhigt mich sehr. Es gibt mir das Gefühl, dass ich gar keine „falsche“ Entscheidung treffen kann.

Das alles bedeutet jedoch auch, dass die kommenden Wochen emotional sehr anstrengend werden. Es ist schwierig, nicht an den Abschied und das „Ende“ zu denken. Ich weiß wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll, dass die Tage einfach vorbeigehen und der Abflug immer näher rückt. Zudem verunsichert es mich, dass auf jeden Fall zwei der drei anderen verlängern. Es wäre ein sehr komisches Gefühl, die Einzige zu sein, die nicht bleibt. Ich will aber gar nicht so viel daran denken und auch keine Liste im Kopf haben, mit Dingen, die ich noch „machen muss“. Ich möchte die letzten Wochen einfach meinen Alltag leben. Eine größere Reise steht noch an, aber ansonsten möchte ich in Ibarra und Quito sein und hier mein ganz normales Leben leben, ohne das Gefühl zu haben, ich müsste noch Dinge abhaken.

Sonst denke ich, dass sich alle meine „Mängelchen” der letzten Monate mit der Zeit gelegt haben und ich einfach nur noch glücklich bin. Man gewöhnt sich wirklich an alles. Irgendwie ist es normal geworden, dass ich hin und wieder mal von meinen Educadoras oder auch mal von meinen geliebten WG-Mitgliedern genervt bin und einfach mal schlechte Laune habe. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich die Arbeit und die WG am Ende des Tages liebe und mich nie dazu aufgefordert fühle, mein Zuhause stark zu vermissen oder weg zu wollen. Außerdem habe ich gemerkt, dass sich meine Bindung zu den Kindern durch die Zeit offensichtlich verstärkt hat. Ich habe sie in den letzten Monaten so sehr ins Herz geschlossen, dass ich mir am meisten ihretwegen nicht vorstellen kann, zu gehen. Erst mit der Zeit sieht man, wie sie groß werden, wie sich vor allem von den Kleinen das Vokabular so sehr verbessert hat, wie manche, die früher sehr ängstlich und verschlossen in neuen Situationen waren, jetzt vollkommen aufgetaut, mutig und aufgeschlossen sind. Ich liebe es auch, die Freiheit zu haben, mit den Kindern größere Unternehmungen zu machen. Wir können leicht mit zwei oder drei Kindern den Nachmittag in der Stadt verbringen, ein Eis essen, in den Park gehen und ihnen unsere Wohnung zeigen. Vor allem, da unser Haus so außerhalb liegt und die Kinder nicht einfach von der Schule nach Hause oder zu Aktivitäten hinlaufen können, macht es sehr viel Spaß, sie mitzunehmen und sie mit solchen „neuen” Situationen zu konfrontieren. Das alles funktioniert mit der Zeit wirklich super, klar braucht es eine Kennlernphase und auch das Vertrauen der Educadoras. Natürlich können wir das auch nicht immer machen, aber es ist wirklich schön, wenn wir es können. Dazu funktioniert es auch nur, weil Marlene und ich super gut zusammenarbeiten und solche Dinge immer zusammen machen können.

Meine beste Freundin war letztens für zwei Wochen hier. Es war eine so schöne Zeit. Wir sind nicht einmal verreist, sondern sie hat meinen kompletten Alltag miterlebt. Sie ist jeden Tag mit zur Arbeit gekommen und hat all meine Kinder kennengelernt. Es war wunderschön, ihr hier mein Leben zu zeigen. Sie hat sich auch super mit den anderen verstanden, und wir hatten in den paar Tagen wirklich sehr viel Spaß und haben viel unternommen. Es ist auch schön zu wissen, dass man sich zwar hier bestimmt sehr stark verändert, es aber auch Menschen gibt, mit denen sich nichts verändert, egal wie sehr man wächst und wie lange man sich nicht sieht. Ich glaube aber trotzdem, dass ich meine Veränderung erst so richtig merken werde, wenn ich an meinem Ausgangspunkt, zu Hause in Deutschland bin.

Ich habe auch gemerkt, dass sich mein Spanisch hier sehr verbessert hat. Obwohl ich leider nur sehr wenige Sprachstunden gemacht habe, was definitiv nicht gut war, da man diese Möglichkeit ausnutzen sollte, habe ich gemerkt, dass ich mich am Anfang wirklich viel schlechter verständigen konnte. Ich kann jetzt den Großteil der Dinge ausdrücken, die ich will, und muss beim Reden nicht mehr darüber nachdenken, wie ich es sage, sondern kann einfach reden. Das ist im Alltag natürlich sehr hilfreich, denn so kann man das Land auf eine ganz andere Weise erleben, viel leichter mit den Menschen reden und es ist auch einfach wirklich sehr schön. Vor allem auf meiner Reise mit Lena nach Peru und Bolivien habe ich gemerkt, welche positiven Reaktionen man bekommt. Da wir an sehr touristischen Orten waren, konnte der Großteil der Reisenden kein Wort Spanisch. Wenn die Menschen dann mit uns sprachen, lobten sie oft unser Spanisch und freuten sich, dass wir uns leicht mit ihnen verständigen konnten. Das hat mich sehr gefreut. Allerdings muss ich sagen, dass mir das Spanisch nicht einfach zugeflogen ist. Bei der Arbeit spricht man natürlich ein sehr vereinfachtes Spanisch, da wir auch sehr viel Zeit mit den kleinen Kindern verbringen. Für mich war es letztendlich eine Mischung aus „Mund auf und reden”, also Konfrontation, aber auch dem Hinsetzen und dem Versuch, diese ganzen Zeitformen zu verstehen. Am meisten helfen aber wirklich soziale Kontakte und Konversationen mit Menschen in unserer Altersgruppe.

Ansonsten sind die nächsten Wochen von diesem Abschied geprägt. Bald beginnen die Sommerferien der Kinder, was nochmal anstrengend, aber bestimmt auch schön wird. Wir werden mit allen Häusern auf die Finca fahren und dort drei Tage bleiben. Danach fahren wir zu viert für eine Woche hin, um dort zu arbeiten. Das wird, glaube ich, noch einmal richtig schön. Ansonsten muss ich mich dann mal mit dem Studium und der Wohnungssuche auseinandersetzen. Ich muss mir jetzt einfach alles ein bisschen romantisieren und mir einreden, dass man wirklich immer gehen muss, wenn es am schönsten ist. Wir fahren auch noch alle zusammen nach Galapagos, gehen noch viel feiern und genießen es einfach, in diesem schönen Land leben zu dürfen. Dazu liebe ich mein Leben mit den anderen hier auch einfach. Gerade sitzen wir alle zusammen in unserem Lieblingscafe seit vier Stunden, quatschen und schreiben nebenbei diese Texte. Ich werde das alles echt sehr vermissen. 

Ich denke auch jetzt schon über meinen nächsten Besuch in Ecuador nach. Ich freue mich darauf, meine Kinder wiederzusehen, und darauf, das Land als Tourist noch einmal mehr zu erleben, endlich mal an den Strand zu dürfen und so weiter. Dazu muss ich unbedingt zu Karneval zurück, denn das ist das Beste, was man hier erleben kann, und eine meiner absoluten Lieblingserinnerungen.

Ich bin mal gespannt, was ich in drei Monaten zu sagen habe und hoffe, dass der nächste Bericht nicht zu traurig wird.

 

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