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6 Monate in Ecuador: Erfahrungen, Herausforderungen, Emotionen

Nun ist die Halbzeit meines Freiwilligendienstes erreicht. Ich kann kaum glauben, dass ich bereits seit sechs Monaten in Ecuador lebe und nur noch sechs weitere Monate vor mir liegen. Die Zeit ist so schnell vergangen, dass ich mir gar nicht vorstellen möchte, wie rasch das nächste halbe Jahr verfliegen wird. Ich weiß gar nicht genau, was ich in diesem Bericht schreiben soll. Einerseits ist so viel passiert, andererseits fühlt es sich manchmal an, als wäre alles Alltag geworden. Mein Arbeitsalltag hat sich inzwischen zur Routine entwickelt, wodurch die Zeit wie im Flug vergeht. Dennoch ist in den letzten Monaten viel passiert. Seit meinem ersten Bericht gab es viele Highlights: Der Besuch meiner besten Freundin, die Weihnachtszeit, unsere erste große gemeinsame Reise und das Zwischenseminar – all das hat die vergangenen drei Monate geprägt. Kurz nach dem Abschicken meines ersten Berichts kam meine beste Freundin zu Besuch. Mit ihr habe ich eine kleine Rundreise durch Ecuador gemacht und dabei viele neue Eindrücke gewonnen. Wir haben unerwartete Bekanntschaften geschlossen und wundervolle Orte entdeckt. Unsere Reise begann mit einem Tagesausflug nach Mindo, von dort aus fuhren wir über Nacht weiter nach Baños. Dort wagten wir uns ans Bungee-Jumping und unternahmen eine Fahrradtour. Es war faszinierend zu beobachten, wie meine beste Freundin auf all die neuen Eindrücke reagierte. Dabei wurde mir noch bewusster, wie sehr ich mich bereits in mein neues Leben hier eingelebt habe – sei es bei den Preisen, der Spontanität oder der herzlichen Freundlichkeit der Menschen. Nach Baños führte uns unser Weg nach Puyo, wo wir eine weitere Freundin trafen, die ebenfalls einen Freiwilligendienst in Ecuador macht, jedoch in Cuenca lebt. Daher hatten wir sie zuvor nur selten gesehen. In Puyo durfte ich viele neue Erfahrungen sammeln. Bereits die Ankunft war abenteuerlich: Zunächst fuhren wir versehentlich zu einem falschen Hostel, bevor wir schließlich das richtige fanden. Auf dem Weg dorthin begegneten wir unserem späteren Tourguide ganz zufällig im Taxi. Anfangs waren wir irritiert, als der Taxifahrer noch weitere Personen aufnahm. Doch es stellte sich heraus, dass unser neuer Mitfahrer ein Tourguide war, der ebenfalls auf dem Weg dorthin war, um eine Gruppe zu begleiten. Mit ihm machten wir zwei Touren. Unser Guide war in einem indigenen Stamm in der Region aufgewachsen und kannte sich daher bestens aus. Er führte uns zu einem Wasserfall. Der Weg dorthin war abenteuerlich, da er seit Corona kaum noch genutzt wurde. Unser Guide erzählte uns, dass der Tourismus seit der Pandemie stark zurückgegangen sei und viele Gemeinden vor Ort unter finanziellen Engpässen leiden würden. Früher ermöglichte der Tourismus den Bau von Schulen in den Gemeinden, doch heute fehlen diese Einnahmen. Nun müssen die Kinder oft lange Wege auf sich nehmen, um zur Schule zu gelangen, was sich negativ auf ihre schulischen Leistungen auswirkt. Diese Einblicke haben mir nochmals deutlich gemacht, wie privilegiert ich bin. Nach Puyo reisten wir weiter nach Quilotoa. Allein die Anreise war ein Abenteuer: Wir wurden mitten auf der Straße aus dem Bus gelassen und waren uns zunächst unsicher, wie wir unser Ziel erreichen sollten, da es schon dunkel war. Nach längerem warten hielt schließlich ein Reisebus, der uns mitnahm und direkt zum Hostel brachte. Glücklicherweise ist der Hostel Besitzer wach geblieben, um auf uns zu warten da wir erst spät angekommen sind. Die Wanderung zur Lagune war zwar wunderschön, doch als wir ankamen, war es so neblig, dass wir nichts sehen konnten. Leider verliefen wir uns und schafften es nicht rechtzeitig zum verabredeten Treffpunkt, an dem unser Gepäck auf uns wartete. Doch der Hostel Besitzer war unglaublich geduldig und wartete zwei Stunden länger auf uns. Die restliche Zeit haben wir in Quito entspannt verbracht. Der Abschied fiel uns beiden schwerer als erwartet, da uns nun eine längere Phase der Distanz bevorstand.

Nach ihrer Abreise fiel es mir zunächst schwer, wieder meinen Platz in unserer Wohngemeinschaft zu finden. Man gewöhnt sich schnell an neue Situationen, sowohl mit als auch ohne bestimmte Menschen. Für einige Tage fühlte ich mich wie das fünfte Rad am Wagen. Doch zum Glück legte sich dieses Gefühl schnell wieder. Insgesamt funktioniert das Zusammenleben in unserer WG sehr gut. Natürlich gibt es Momente, in denen wir uns gegenseitig auf die Nerven gehen, aber das ist wohl unvermeidlich, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt. Dennoch sind wir immer füreinander da, und ich bin erstaunt, wie sehr mir diese Menschen in so kurzer Zeit ans Herz gewachsen sind. Besonders die Weihnachtszeit hat uns noch näher zusammengebracht. Obwohl ich eigentlich kein großer Weihnachtsmensch bin, war es ungewohnt, die Feiertage nicht mit meiner Familie zu verbringen, nicht auf Weihnachtsmärkte zu gehen oder in Winterkleidung zu frieren. An Heiligabend zu arbeiten, statt wie sonst frei zu haben, war eine neue Erfahrung – nicht schlecht, aber eben anders. Es war schön, die Kinder zu sehen und die festliche Stimmung zu erleben, auch wenn die Tage davor manchmal anstrengend waren. Da eine Aktivität nach der andern für die Kinder war. In unserer WG haben wir ein traditionelles Weihnachtsessen zubereitet und versucht, es uns so gemütlich wie möglich zu machen. Kurz nach Weihnachten fuhren wir nach Kolumbien, um Silvester an der Küste zu verbringen. Obwohl ich aufgrund von Magenproblemen zunächst Bedenken hatte, wollte ich unbedingt mitfahren. Zum Glück erholte ich mich schnell. Besonders beeindruckt hat mich Cusco mit seinem wunderschönen Stadtzentrum. Auch die Kommune 13 in Medellín war beeindruckend, wobei ich mir die Frage stellte, ob das, was man dort sieht, vielleicht nur eine inszenierte Fassade ist. Ein Bericht, den wir später lasen, hinterfragte die moralische Vertretbarkeit solcher Touren. Die Kommune 13 war einst einer der gefährlichsten Orte Kolumbiens, heute ist sie eine Touristenattraktion. Einerseits kann der Tourismus helfen, die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu verbessern. Andererseits könnte dadurch der Fokus auf die Ästhetik statt auf die Probleme der Gewalt und Armut verschoben werden. Diese Ambivalenz finde ich auch an vielen anderen touristischen Orten wieder. Über meine Arbeit zu schreiben, fällt mir schwer. Einerseits gibt es viele wiederkehrende Routinen, andererseits bringt jeder Tag neue Herausforderungen mit sich. Besonders herausfordernd ist es für mich, wenn Kinder gewaltig werden oder so frustriert sind, dass sie sich einfach auf die Straße legen und nicht mehr reagieren. Vor Kurzem wurde mir Geld von einem der Kinder gestohlen. Ich bin nicht wütend, denn in ihrer Lage würde ich möglicherweise ähnlich handeln. Dennoch fällt es mir schwer, ihnen jetzt wieder genauso zu vertrauen wie zuvor. Trotz all dieser Herausforderungen habe ich die Kinder sehr in mein Herz geschlossen. Der Gedanke, sie in einem halben Jahr wieder verlassen zu müssen, macht mich traurig. Insgesamt blicke ich auf ein intensives und lehrreiches erstes halbes Jahr in Ecuador zurück. Ich habe nicht nur viel über das Land, seine Menschen und seine Kultur gelernt, sondern auch über mich selbst. Die Mischung aus alltäglicher Routine und außergewöhnlichen Erlebnissen hat mir gezeigt, wie wertvoll und prägend diese Zeit ist. Ich freue mich auf die kommenden sechs Monate, die sicherlich weitere Herausforderungen, neue Begegnungen und unvergessliche Momente bereithalten werden. Gleichzeitig wird mir immer bewusster, wie schnell diese Zeit vergeht und wie wichtig es ist, jeden Augenblick bewusst zu erleben.

 

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