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Feli

Ist Ecuador ein armes Land und was ist arm eigentlich?

Im Februar hatten Lea und Rupert Geburtstag. An sich ein Tag, an dem wir eben Geburtstag feiern. Mit Rupert sind wir Paintball spielen gegangen und Lea hat sich einen Ausflug nach Baños gewünscht. Ich will hier jetzt auch gar nicht erzählen, wie das war oder was wir gemacht haben, das Thema dieses Zwischenberichts begegnete mir nämlich bereits auf der Hinfahrt.

Im Bus befanden sich nämlich andere deutsche Menschen. Oma, Mutter und drei Kinder, die ich dann irgendwann neugierig angesprochen habe, weil meine Fantasie mir keinen Aufschluss gab, was diese fünf Leute, während der Schulzeit, hierher verschlagen hat. Ich habe mich hauptsächlich mit den beiden älteren Kindern unterhalten, die immer noch unter 10 waren und sie haben viel erzählt, hier konnten sie ja eher weniger mit den Menschen reden. Gegen Ende kam dann die Frage, die mich komplett aus der Bahn gerissen hat: „Ist Ecuador ein armes Land?“ ich weiß nicht mehr, was ich geantwortet habe, was ich weiß ist, dass ich mich danach zu Lea gedreht habe, ihr das erzählt habe und sie genauso verwirrt schien wie ich. Das Gute war allerdings, dass ein Gedankenhagel auf uns losging, den ich jetzt gerne ungefähr wiedergeben würde.

“Regeln machen uns zu Menschen.”, zumindest habe ich das mal gelesen. Wir passen Verhaltensstrukturen an, sowie uns an sie und können als Gemeinschaft leben. Regeln sorgen für Gerechtigkeit und damit vielleicht auch für eine Einschränkung des wirklichen Menschseins - wer weiß das schon. Wer weiß schon, was Menschen eigentlich sind, wenn es nie etwas anderes gab als Regeln, an die man sich anpassen musste, nach denen man Leben musste, um einigermaßen gut zu leben, woher wissen wir dann wie Menschen normalerweise leben würden.

Irgendwie ist das ja auch unser normal.

Regeln formen gesellschaftskonforme Menschen und Privilegien unterscheiden uns. „Ist Ecuador ein armes Land?“

Rein ökonomisch, ja. Klar, keine Frage. Aber Lea und ich haben uns darüber dann genauer unterhalten und wie definiert man eigentlich „arm“?

Zuerst nochmal die offensichtlichste Definition von arm ist die Ökonomische. Rein wirtschaftlich hat Ecuador in den letzten Jahren ein steigendes Bruttoinlandsprodukt, das 2019 bei 108,11 Milliarden USD lag, während Corona ist es natürlich eingebrochen, für 2021 lag es allerdings schon wieder 106,17 Milliarden USD. Das klingt jetzt nicht schlecht, Deutschland als Vergleichsland, da wir ja von dort kommen, hat für 2021 ein BIP von 3.570,62 Milliarden USD. Die wichtigsten Exportgüter sind außerdem Bananen, Garnelen, Öl und andere landwirtschaftliche Naturprodukte. Da Ecuador diese Rohstoffe nur verkauft und nicht verwertet, befindet es sich im primären/sekundären Wirtschaftssektor, wo sich die meisten Entwicklungsländer / aufsteigende Schwellenländer befinden. Außerdem habe ich herausgefunden, dass Ecuador ebenfalls einen Mindestlohn hat, der sich auf 425$ in Monat bezieht, das wusste ich nicht und wollte es unter diesem Topic mal in den Ring schmeißen. Zusammengefasst liegt Ecuadors Wirtschaft nicht schlecht, beziehungsweise ist aufsteigend, Paraguay und Uruguay stehen wesentlich schlechter da, mit Brasilien (2021: 1.608,08 Milliarden USD) oder Argentinien (2021: 488,61 Milliarden USD) kann es allerdings noch nicht mithalten.

Gründe dafür finden sich aber auch einfach in der geographischen Lage Ecuadors. Reicher Norden, armer Süden. Chancengleichheit, um mal einen großen Begriff in die Runde zu stellen, gibt es eben nicht nur bei Individuen, sondern auch bei Ländern.

Im Bezug auf Kultur würde ich Ecuador als reicheres Land bezeichnen, die Leute tragen ihre ortsbezogenen Trachten, indigene Sprachen werden gesprochen, Musik, Tänze, Familienfeste in unglaublichen Größen, Küche. Wenn ich an deutsche Kultur denke, fällt mir nicht wirklich was ein, kurz ist der Satz in meinem Kopf aufgeploppt: „Wir haben keine Kultur, wir haben Geschichte.“ Aber das hat Ecuador ja auch. Google gibt als erstes Ergebnis, dass ungefähr 70% der Menschen sich christlich zuordnen, danach kommt unsere tolle Wertarbeit, mir fällt die Brezel und die Currywurst ein, dann wird in der Seitenvorschau eine Liste mit Bräuchen und Traditionen vorgeschlagen unter denen sich neben „Dinner for one” am Neujahrsabend auch der Tatort wiederfindet. Klarer Punkt für Ecuador, auch wenn das hier kein Wettbewerb werden soll.

Man sagt manchmal, dass arme Menschen glücklicher sind als Reiche. Aber was ist Glück eigentlich? Wenn man was ist Glück in die Googlesuchleiste eingibt, kommt erstmal die Wörterbuchdefinition: Zusammentreffen besonders günstiger Umstände. Wenn man nach einem der wichtigsten Philosophen Deutschlands fragt, antwortet Kant, dass Glück nichts erstrebenswertes ist, sondern die Tugend. Glück sei aber ein Zustand des Wohlbefindens und Zufriedenheit. Utilitaristen definieren Glück als Lust und dem Freisein von Unlust. Was fängt man jetzt damit an? An sich will doch jeder glücklich sein im Leben, aber je nach Standort und Einfluss ist das ja auch etwas anderes. Die einen wollen viel Geld verdienen, andere eine Familie, wieder andere die Welt bereisen, die Möglichkeiten finden kein Ende. Letztens haben wir als WG auch ein Video geschaut, indem gesagt wurde, dass das Ziel im Leben gar nicht sein sollte glücklich zu sein. Da das Glücklichsein immer temporär ist. Das Lebensziel sollte sein, dass man einen Sinn (meaning) findet. Ein Sinn ist langfristig und deswegen erstrebenswerter. Ein Sinn könnte zum Beispiel sein, einen engen emotionalen Kontakt zu haben oder Transzendenz zu finden, ein Ziel (purpose), zu dem man aufleben kann, oder durch einen Perspektivenwechsel sich selbst zu reflektieren. Natürlich wäre eine Mischung aus allem oder von jedem etwas / ein bisschen am besten.

Man sagt auch, dass weniger intelligente Menschen glücklicher sind, einfach aus dem Grund, dass sie sich weniger unnötige Gedanken über Dinge, die sowieso nie passieren, machen. Ich will auf keinen Fall sagen, dass die Menschen hier „dümmer“ sind, was ich aber sagen will, ist, dass der Bildungsstandart hier wesentlich niedriger ist. Die Kinder lernen nicht zu lernen, machen Multiple Choice Tests und suchen die Lösungen der Hausaufgaben im Internet, sie müssen keine Vokabeln lernen und fragen dann warum sie keine neue Sprache verstehen. Hausaufgaben werden aufgegeben und Lösungsansätze nicht mal im Unterricht besprochen, darüber könnte ich mich echt aufregen. Kein Wunder, dass es dann auch nicht schlimm ist, wenn ein Kind eher zum Arbeiten geschickt wird als in die Schule. Durch fehlende Bildung oder Förderung hätte nicht mal Einstein die Relativitätstheorie aufstellen können. Dadurch haben sie eventuell nicht die Ansprüche an ihr Leben, die wir haben. Wenn man auf einer Farm aufgewachsen ist und vom Lebensanfang weiß, man wird dieses Geschäft übernehmen, macht man sich vielleicht keine allzu großen Hoffnungen oder eher Gedanken auf ein anderes Leben. Natürlich stellt das nicht die Mehrheit dar oder unterbindet Ausnahmen.

Wir in Deutschland machen uns über alles Gedanken, unsere Regeln und Privilegien machen uns doch auch das Leben schwer. Wir machen einen Freiwilligendienst, um etwas über uns selbst zu lernen, unseren Horizont zu erweitern, den Charakter zu entwickeln, indem wir etwas kennenlernen, das mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit unter unserem bekannten Standard ist. Man erkennt klar: Es liegen andere Prioritäten vor.

Quellen:

 

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