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Feli

Erster Bericht bei der Ecuador Connection

Thema: Freiwilligendienst mit Weltwärts

Kontinent: Südamerika

Land: Ecuador

Ort: Ibarra

Arbeit wo: Yuyucocha, Ibarra

Arbeit bei: Fundación Cristo de la calle

Unterkunft: Mietwohnung

WG-Mitglieder: Lea, Rupert, Merle, Caspar

Gerade sitze ich im Bus. Ich gehe mit einem Kind zur Therapie. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sind auf den Verkehrsinseln Palmen. Wenn nicht gerade laute Musik vom Busfahrer kommt, hört man das Klingeln des Gasautos. Am Anfang hat man das noch extrem gehört und es hat gestört und jetzt? Ja, jetzt sitzen wir manchmal gespannt in unserer Wohnung, weil das Gas leer ist und lauschen angestrengt. Wir hören es nicht mehr aktiv.

Es gibt hier Bushaltestellen, aber es ist auch kein Ding den Bus von Strassenrand aus ranzuwinken und reinzuhüpfen. Etwas was ich in Deutschlandauch gerne tun würde. Genauso würde ich gerne immer nur 30 Cent Buseintrittzahlen...Hier ist vieles anders, aber das muss es doch auch sein, oder? Sonst müsste man schliesslich nicht reisen, wenn Südamerika wie Europa wäre.Bald bin ich drei Monate hier. Solange war ich noch nie von zuhause weg.Heimweh? Nein, man, zumindest ich, vermisse nur Menschen. Familie oder mit Freunden Dinge zu unternehmen. Andererseits bin ich in Ecuador und kann soviele Dinge machen. Und das tun wir als WG auch. Eigentlich die ganze Zeit. Letztes Wochenende waren wir in Baños ‒ Abenteuerstadt.

Wir fallen alle auf, ganz besonders unsere Gruppe ‒ alle sind sehr weiß, blond und gross (zumindest für südamerikanische Verhältnisse). Stärkere europäische Klischeeerfüllung gibt es glaube ich selten, aber man gewöhnt sich an das ständige Angesprochenwerden, man ist nicht mehr ganz so verwirrt, wenn man 5 mal „ No, gracias“ sagen muss, um jemanden loszuwerden, der dich nicht in Ruhe lassen will. Man weiß, wie viel man auf dem Markt für Avocados oder Bananen zahlen kann. Man weiß, dass man bei weiten Taxistrecken den Preis zuerst aushandelt. Man weiß, dass es im Zweifel immer einen günstigeren Stand gibt. Man weiß, dass man im Straßenverkehr manchmal auf's Ego pochen muss, um dann schnell über die Straße zu rennen. Man weiß, dass man Obst und Gemüse lieber auf dem Markt kauft und Fleisch, lieber gekühlt im Supermarkt. Man weiß, wie der Ablauf auf der Arbeit ist. Man weiß, dass das Spanisch nur besser werden kann. Man weiß, dass man immer von allen Seiten Hilfe bekommt, egal ob auf der Straße, auf Arbeit oder auf Reisen. Man weiß, dass man mittlerweile selbstbewusst genug ist, um seine Tasche nicht die ganze Zeit wie einen Rugby zu beschützen.

Am Anfang schien alles groß, überwältigend. Bei der Besprechung der Arbeit jeden Montag morgen, saß man dabei und hat die fünf, sechs Educadoras nicht verstanden. Sie haben schnell gesprochen und durcheinander geredet. Und jetzt sitzt man dabei und kann zumindest schon mal den Gesprächsthemen folgen. Am Anfang kannten sie den Namen nicht und man war noch die chica alemana. Heute hat mich Yolanda, eine Educadora, gefragt, wer denn dieses andere Mädchen ist, dass seit gestern da ist. Weil sie deren Namen auch nicht wusste. Sie hat mich auch gefragt, ob ich für sie über eine Webseite recherchieren kann, weil die auf Deutsch ist und sie da vielleicht arbeiten möchte. Genauso wie Aura, die Englisch lernt und jetzt auch immer nach Aussprachehilfe fragt. Man fühlt sich wie in einer Familie, weil man nicht mehr zögert blöde Fragen zu stellen und wenn niemand was versteht, gibt es immer noch Übersetzer, Arme oder Umschreibungen. Für Ruperts Geburtstag habe ich im casa, also auf Arbeit, Kuchen gemacht. Jetzt muss ich für den Geburtstag eines Mädchens auch Kuchen machen, weil die Educadora meinte, sie kann das nicht so gut. Manchmal denke ich, die Educadoras überschätzen mein Können auch. Gestern hat ein Mädchen plötzlich verkündet, dass sie online eine Klausur schreibt. In Physik. Ich kann kein Physik beim besten Willen nicht. Das Mädchen, man darf keine Namen der Kinder nennen, fragt also die Educadora: Alejandra schaut mich an und sagt: Ja, Feli hilft dir. Ich kann aber kein Physik. Mathe gerne, aber  da war ich einfach raus. Also rufen wir Rupert an. Der hat Physik in der 8.abgewählt. Meine einzige Idee: Freunde aus Deutschland, die den Leistungskurs Physik hatten und tatsächlich: jemand geht ans Telefon. Wie das Schicksal es so will, hatte die Gruppe grade ein Physikexamen in der Universität geschriebenund alle waren zwar erledigt, aber noch im Thema. Dann haben meine Freunde aus Deutschland spanische Physikaufgaben gelöst, die ich dem Mädchen dann aufgeschrieben habe, sodass sie die an ihren Lehrer schicken konnte. Das macht man halt mal. Ein explizites Danke gibt es nicht, aber das erwartet man irgendwie auch nicht.

Ecuadorianer sind ein ganz anderer Schlag von Menschen. In Deutschland würde niemand mit uns zwei Straßenblöcke weit laufen, um uns eine Bushaltestelle zuzeigen, hier muss man aber auch anfügen, dass ecuadorianische Bushaltestellen und Busliniensysteme ein Ding für sich sind. Apropos Fortbewegungsmittel: In Atacames, einer Stadt an der Küste sind wir nach einem Buchtbesuch an der Straße gestrandet. Kein Bus mehr zurück, wir hilflos: was tun? Eine Idee: Anhalter. Ist das gefährlich?, nimmt uns überhaupt jemand mit? und und und, Fragen über Gedankengänge. Als wir uns einstimmig entscheiden es zuversuchen, stellt sich Caspar als Erstes an den Straßenrand und streckt unglaublich zögerlich den Daumen raus. Schon der erste Pick-up hält. Nachdem wir kurz die Situation geschildert haben, machen die Leute auf der Ladefläche wortlos Platz und setzen sich ins Auto. Zu fünft auf der Ladefläche können wir es nicht fassen, wie irre ist das denn? Unsere gute Laune bringen wir zum Ausdruck. Wenn wir ein Auto überholen, jubeln wir und nach kurzer Diskussion machen wir als erstes Lied „Dancing Queen“ von ABBA an und singen mehr schlecht als recht mit, sorgen aber für ein paar Lacher aus Richtung des Fahrersitzes.

Egal wo du bist, jemand kann immer helfen, und wenn derjenige es nicht weiß, wird halt kurz der Kumpel im Laden nebenan gefragt. Besonders ist mir das auf dem indigenen Markt in Otavalo aufgefallen: an sich kann man an jedem Stand dasselbe kaufen, das Ganze unterscheidet sich nur durch Muster und Farben und natürlich Produkt. Der eine Stand ist komplett auf Hosen spezialisiert, einanderer auf Ponchos oder Schmuck, usw. Interessant ist hier jetzt, dass wenn man nach einer anderen Farbe oder Größe fragt, Ladenbesitzer kurz verschwinden und dann mit Gefragtem wiederkommen. Dass sie zu anderen befreundeten Ständen gehen, wissen wir, weil wir das eben schon mitbekommen haben wie jemanden etwas mitgegeben wurde oder wir eben mit zu einemanderen Stand gelaufen sind. Wenn man das von dem anderen Stand aber kauft, weiß ich nicht wie das mit der Preisverteilung läuft, aber das sind wahrscheinlich zu kapitalistische Gedanken für Ecuador. Die Menschen sind hier irgendwie anders orientiert, zum Beispiel fragen wir uns auch oft, warum es so viele Essensläden gibt, in denen nie jemand zu speisen scheint - wie können die sich über Wasser halten?? Es könnte aber auch sein, dass die Essenzeiten hier verschoben sind. Um 20.00Uhr, bei uns ja eine Essensgehenshochzeit, findet man hier so gut wie keine Menschen in Restaurants, wenn wir aber gehen, füllen sich die Tische.

Hier auch noch eine kleine Geschichte/Anekdote: Wenn man eine Cola oder hier eher Pepsi bestellt, ist das kein Problem, nur geht der Ladenbesitzer dann meistens in die tienda nebenan, kauft eine Pepsi und serviert sie dir frisch gekühlt, warum sollte man sowas auch auf Vorrat da haben?

Unser Salsalehrer Amaru gibt zum Beispiel nur Tanzstunden und arbeitet sonst nicht, wie kann er sich dann aber den Tank für sein Auto leisten oder die fancy Kamera, mit der er mal mitten auf der Kreuzung stand und mich fotografiert hat? Das macht er freiwillig - Fahrradfahrer fotografieren, um für bessere Radwege zu werben. Man war ich verwirrt, als ich über die Straße gerast bin und jemand im Augenwinkel die Kamera hochreißt, dann dreht man sich um, weil das ja schon komisch ist und Amaru winkt dir grinsend zu.

Oder der Rollstuhlfahrer in der Straße der Sprachschule, vollkommen ohne Gegenleistung winkt der jedes riesen Auto, die nebenbei bemerkt meistens Pickups sind, in die Parklücke. Dafür fährt er manchmal zwar etwas kopflos zwischen den Autos rum, aber jeder bekommt Einparkhilfe.

Oder die Livemusik im Bus, da steigt jemand ein, hat ne fette Musikbox dabei und fängt an zur Handymusik ,Flöte zu spielen. Unglaublich laut und jedermanns Geschmack war das sicher nicht - in Deutschland hätte man da sicher schon den Ausknopf gedrückt, aber hier? Manche lauschen, andere ignorieren die Musik oder lächeln ermutigend,fast so wie wir, die begeistert und bisschen peinlich berührt klatschen.

Wir als Gruppe funktionieren gut, zumindest meiner Meinung nach. Für Außenstehende ist es nicht sichtbar, weil man uns ja auch über einen Kammscheren darf, aber auch wir bemerken Unterschiede, vorallem in Sprache und Aussprache. Merle, Caspar und ich sagen Soße, die anderen sagen Sose. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen und der Berlin und BW/Bayernfront und dem Team aus NRW. Komplett verwirrt habe ich Lea und Rupert aber, als ich morgens angefangen habe von „Wecken“ zu sprechen. Fassungslos schaue ich zu Caspar - hat mich verstanden, genauso wie Merle, die das gesuchte Wort „Brötchen“aber mit „Schrippe“ umschreibt. Genauso muss man sich gegen die Standartdeutschlandvorurteile durchsetzen. Als Schwabe muss man geizig sein, die aus Bayern haben zu viel Geld, in NRW ist das Abi ein Witz und Berlin? Ja,was soll ich sagen, laut Merle viel besser als ganz Deutschland, irgendwie ein Dorf und natürlich multikulti.

In Ibarra kennen wir so gut wie alle anderen „Weißen“, wenn wir dann also anderen Europäern begegnen ist es irgendwie immer cool. In Banos waren Lea und ich mit dem Quad unterwegs, fahren über eine Brücke, müssen stehenbleiben und neben uns steht eine Dreiergruppe von blonden Mädels. Da andere Weiße im Zweifel eigentlich immer mehrheitlich aus den USA kommen, wie wir schon öfter festgestellt haben, frage ich: „USA?“ Nein, diesmal sind es die Netherlands. Auf unsere Antwort Germany, folgt ein kurzes Jubeln und ich meinen ur noch laut: Team Europe! Was für Lachen sorgt. Und dann fahren wir weiter.

 

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