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Einleben in Ecuador

Der Verlierer zahlt den Platz. Fußball wird hier in Ecuador im 6 vs. 6 Format auf Kunstrasenplätzen gespielt, die vermietet werden. Der Ball ist schwerer und insgesamt erinnert es mich eher an Hallen-Futsal, als an das klassische 11 vs. 11. Es gibt keinen Trainer und gelegentlich kommt auch mal jemand zu spät, aber zum Ende hin wird es immer ein bisschen hektisch, weil die Platzmiete unter dem Verliererteam aufgeteilt wird - das gefällt mir.

Die letzten drei Monate sind schnell vergangen, ich habe viel erlebt, es gab sowohl Höhen als auch Tiefen. Vorneweg kann ich sagen, dass ich hier glücklich bin. Mein Freiwilligendienst in Ecuador hat viele Facetten und Perspektiven, die für mich eher in einem Gesamtkontext stehen, trotzdem versuche ich jetzt einzelne Punkte stärker in den Vordergrund zu stellen, um meine Erfahrungen besser in Worte fassen zu können.

 

Das Projekt

Der weltwärts Freiwilligendienst versteht sich als Lehr- und Lernerfahrung, somit wird zunächst einmal klar, dass wir als Freiwillige keine ausgebildeten Fachkräfte sind. Als Freiwilliger muss man sich das immer wieder bewusst machen.

Durch die Kooperation der Ecuador-Connection mit der Fundacion „Cristo de la Calle“ wurde unser Projekt auf die Beine gestellt. Die Fundacion kümmert sich um Kinder, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben können und bietet ihnen ein Zuhause in einer „casa familia“. Insgesamt gibt es drei Häuser, in jedem Haus wohnen ca. 10-13 Kinder unter einem Dach. Die Altersstruktur ist sehr gemischt, vom kleinen 2-jährigen, der noch gefüttert werden muss, bis hin zur pubertären 15-jährigen, die dieselbe Lieblings-TikTok-Darstellerin hat, wie meine kleine Schwester in Deutschland. Für sie alle ist das Leben in der „casa familia“ Normalität. Schulalltag, Fußballtraining und im Haushalt helfen gehören genauso dazu, wie gemeinsame Mahlzeiten, Zocken/YouTube am Computer und Streit mit den anderen Kindern. Unsere Aufgabe als Freiwillige ist es dementsprechend, den „educadoras“ (Erzieherinnen) zu helfen, den Alltag der Kinder zu managen.

Das hört sich jetzt vage an und um ehrlich zu sein, stand ich am Anfang auch öfter im Weg herum, als dass ich wirklich unterstützend eingreifen konnte. Aufgrund von Sprachbarriere, Unwissenheit und Überforderung musste man sich ein bisschen durch die ersten Wochen strampeln, bis man sich in der Routine eingefunden hatte. Der individuelle Umgang mit den Kindern ist aber mit der Gewohnheit einfacher geworden und inzwischen ist man schon zu einer Bezugsperson geworden. Der Aufgabenbereich reicht von Hausaufgaben-Unterstützung (vormittags) über Freizeitaktivitäten (nachmittags) bis hin zum Windeln-Wechseln. Ich hätte nicht gedacht, dass mich der tägliche Umgang und Kontakt mit den Kindern so erfüllen würde.

Die Wahrheit ist nämlich, je mehr man sich engagiert, desto mehr kann man auch aus der Arbeit ziehen. Zunächst geht es natürlich darum, die Sprachkenntnisse zu verbessern, um sich besser verständlich machen zu können. Darüber hinaus merken es die Kinder aber, wenn du dir Mühe gibst. Das fängt schon bei den ganz „normalen“ Sachen an, bspw. Musik beim Abspülen anzumachen, echtes Interesse in einem Gespräch zu zeigen oder bei den Hausaufgaben zu loben. Dementsprechend erhält man auch positives Feedback von den educadoras, wenn man während der Arbeit versucht mitzudenken und beispielsweise schon mal mit dem Kochen anfängt oder ein Auge auf die kleineren Kinder hat.

Alles in Allem fühle ich mich im Arbeitsalltag sehr wohl und merke auch, wie ich mir selbst mehr Verantwortung zutraue. Die Arbeit ist ohne Frage anstrengend und fordernd, aber hin und wieder hilft es sich vor Augen zu führen, dass sich die 13 Kinder in meinem Haus eine educadora teilen müssen, wohingegen ich zuhause in Deutschland zwei Eltern habe. Neben all den funktionalen und praktischen Tätigkeiten im Umgang mit den Kindern, sind Aufmerksamkeit und Lob und gemeinsames Lachen mindestens genauso wichtig. Ich bin gespannt, wie die nächsten Monate so laufen werden.

 

Das WG-Leben/Freizeit

Das ganze Drum-Herum darf man aber auch nicht vergessen. Das Leben in Ibarra ist ganz anders als mein Leben in Deutschland. Für mich ist es das erste Mal, dass ich ohne Eltern in einer WG wohne. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass die anderen Freiwilligen (Lea, Merle, Feli und Rupert) mit mir zusammen hier sind. Rupert ist ja mein Cousin, deshalb wussten wir schon vorher, dass wir uns gut verstehen, aber inzwischen hat man sich mit allen Mitbewohnern angefreundet. Gemeinsam den Alltag zu meistern war am Anfang auf jeden Fall eine Challenge. Ein Zusammenleben, mit dem alle einigermaßen zufrieden sind, ergibt sich nicht von selbst, sondern man muss proaktiv etwas dafür tun.

J.F. Kennedy sagte schon: „Frag nicht, was die WG für dich tun kann, sondern was du für die WG tun kannst.“
Unsere Komfortzone haben wir in Deutschland zurückgelassen und uns daran gewöhnt, unsere Ansprüche und Haushaltsaufgaben an unsere Lebenssituation hier in Ibarra, Ecuador, anzupassen. Wir mussten lernen selbst zu kochen, - davor noch einkaufen zu gehen, am besten mit einer Einkaufsliste - außerdem auch Wäsche waschen, Klo putzen, Schimmel wegmachen, abspülen und Lebensmittel-Haltbarkeitsdatum überprüfen. Vor allem mussten wir auch lernen einen eigenen Finanz-Haushaltsplan aufzustellen. Rupert und ich haben bis heute keinen Spiegel im Jungs-Badezimmer, weil wir zu geizig waren.

Ich habe für mich schnell gemerkt, dass ich in meinem Alltag Struktur brauche, um in Ecuador anzukommen und mich zuhause zu fühlen. Sei es das Fußballspielen abends unter der Woche, der Salsa-Tanzkurs oder verschiedene Aktivitäten in und außerhalb der WG. Mir hat es geholfen mich einzufinden.

Inzwischen haben wir hier auch wirklich coole neue Freunde gefunden. Mit den italienischen Freiwilligen verstehen wir uns richtig gut und über verschiedene Outdoor-Aktivitäten sind wir auch in einen ecuadorianischen Freundeskreis integriert worden. Es macht immer mehr Spaß sich auf Spanisch zu unterhalten, weil man merkt, wie sich das Sprachniveau verbessert hat und man im Gespräch nicht mehr gehemmt ist, seinen Senf dazuzugeben.

Der Kern ist aber schon unsere WG. Die Erfahrung und dass Zusammenleben schweißt zusammen und wir haben jetzt schon so einiges erlebt. Bisher sind wir auch immer gemeinsam als Gruppe verreist, niemand wurde zurückgelassen und wir haben gelernt, dass wir uns aufeinander verlassen können. Und genau darum geht es doch eigentlich auch.

Es gibt so viele kleine Sachen, die einem im Alltag auffallen, über die man immer wieder grinsen muss. Auch wenn nicht alles perfekt läuft, so habe ich doch alle lieb und würde keinen eintauschen wollen.

 

Negative und positive Aspekte

Im Laufe der Zeit fällt einem auf, welche Begleiterscheinungen im Alltag auftreten, die man zu Beginn erst kennenlernen muss. Sowohl die Guten als auch die Schlechten. Im Großen und Ganzen gibt es zwei Dinge, die mich in Ibarra/Ecuador stören. Zum einen sind es die Hunde, die mich nerven. Die Straßenhunde sind nicht so schlimm, aber die Wachhunde vor Garagenhöfen oder Hauseingängen machen mir schon manchmal zu schaffen. Man muss so oder so an ihnen vorbei, trotzdem hatte ich vor allem am Anfang Schwierigkeiten damit umzugehen und cool zu bleiben, wenn ein Hund mich anbellt. Für mich war der Trick mit Sonnenbrille, gesenktem Kopf und ausreichend Abstand langsam an den Hunden vorbei zu gehen. Die Sonnenbrille ist gut, weil den Hunden nicht in die Augen schauen sollte, so kann man sie aber trotzdem im Blick behalten. Wegrennen sollte man übrigens eher vermeiden.

Zum anderen ist es teilweise das Sicherheitsgefühl. In Deutschland habe ich mich immer zu 100% wohl gefühlt, egal ob tagsüber oder nachts. Hier ist es beispielsweise besser, abends ein Taxi von A nach B zu nehmen, wenn es dunkel ist, weil man leichter ausgeraubt werden könnte. Außerdem muss man in öffentlichen Bussen aufpassen, dass man seine Wertsachen gut verstaut hat. Man fällt hier als Europäer auf, dem sollte man sich bewusst sein. Mit der Zeit habe ich mich aber auch daran gewöhnt, ein bisschen aufmerksamer in manchen Situationen zu sein und im Zweifelsfall lieber auf Nummer sicher zu gehen.

Was mir hier sehr gut gefällt, ist vor allem die Offenheit der Menschen. Die Leute zeigen ein ehrliches Interesse an dir als Person und an deiner Kultur. Im Gegenzug wollen sie auch uns als Gästen ihre eigene Kultur näherbringen. Wir wurden schon oft zum Essen eingeladen oder auf Ausflüge mitgenommen, obwohl wir erst ein paar Sätze ausgetauscht hatten. Das kennt man aus Deutschland nicht. Es haben sich schon viele schöne Erinnerungen aus spontanen Aktionen mit Einheimischen ergeben. Da muss man manchmal über seinen Schatten springen und sich trauen, „Si, claro“ zu sagen.

Außerdem ist auch der Markt hier ein Erlebnis für sich. Es gibt so viel Obst und Gemüse für so wenig Geld. Die Farbenvielfalt und verfügbare Biomasse sind überwältigend. Eine Avocado kostet hier ca. 20 Cent. Aber auch die Früchte sind hier köstlich. Ananas, Mango, Papaya, Beeren und so viel mehr noch, was es in Deutschland gar nicht gibt.

 

Schluss

Ich könnte noch viele weitere Aspekte aufzählen, aber ich will auch zum Schluss kommen und diesen Bericht abschicken. Ein Letztes noch: Von Zeit zu Zeit vermisse ich meine Familie und meine Freunde und mein Leben in Deutschland. Diese drei Monate haben mir aber auch gezeigt, wie viel es noch zu entdecken gibt und wie viel andere Kulturen und Länder zu bieten haben. Die Arbeit mit den Kindern kann ultra anstrengend sein, wenn man sich reinhaut und manchmal ist man auch frustriert, aber man darf auch so viele schöne und unglaublich ehrliche Momente erleben.

 

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