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Nina

Anfang Oktober 2019. Ecuador steht unter Einfluss des deklarierten Ausnahmezustands wegen der Nationalstreiks. Obwohl es in Ibarra friedlich zugeht, sind die Straßen und Regale der Supermärkte gespenstisch leer, weder Busse noch Taxen fahren. Die Kinder gehen seit einer Woche nicht mehr in die Schule und langweilen sich Zuhause. Wir Freiwilligen sind für den heutigen Tag von der Arbeit freigestellt mit der Empfehlung, nicht auszugehen. So sitze ich in der Wohnung, aktualisiere die ecuadorianische Nachrichtenseite und mache mir mehr Gedanken, als ich es gerne hätte. Ungewissheit kommt auf – folgt endlich demnächst eine Einigung zwischen dem Präsidenten und den Indigenen? Und die eigentlich größte Sorge: könnten wir wegen dieses Zustandes nach Hause geschickt werden? Als ich an mein Leben hier denke und an einige Momente zurückschweife, fällt mir auf wie sehr ich mich hier schon eingelebt habe.

Ich arbeite fünf Tage die Woche als Freiwillige in der casa familia Yuyucocha 1. Die Freiwilligenarbeit und das Wochenpensum von 40 Stunden rufen oft beeindruckte Reaktionen hervor. Mit beidem tat ich mich anfangs ehrlich gesagt eher schwer, vor allem durch die unbekannten Kinder und Educadoras und die Sprachbarriere kam ich mir manchmal wie eine ziemlich unnützliche Hilfskraft vor, die sich nicht auskennt. Inzwischen fühle ich mich immer mehr als Teil des Hauses, von den Kindern und Educadoras (größtenteils;) ) respektiert und mit den Aufgaben vertraut. In dem Haus Yuyucocha 1 wohnen aktuell 9 Kinder im Alter von 2 Monaten bis 23 Jahren (eine geistig und körperlich eingeschränkte Frau), wodurch die Arbeit mit den Kids meist vielseitig ist, was mir total gefällt. Von Babypflege über Quatschen mit den Älteren bis Herumtollen mit den Kleineren ist alles dabei. Auch die Hausarbeit mit Wäsche, Geschirr, Putzen usw. bringt mir Spaß. Das Interessanteste ist jedoch vermutlich, alle Kinder mit jedem Arbeitstag besser kennenzulernen – den Charakter, Angewohnheiten, Macken. Jeden einzelnen habe ich schon unglaublich in mein Herz geschlossen und gehe so immer mit der Vorfreude zur Arbeit, die Kids zu sehen. Der Gedanke sie jetzt schon zu verlassen, ohne die Babys weiter aufwachsen zu sehen oder mit den Kleinen singend zur Schule zu hüpfen, macht mich ziemlich traurig.

Dann ist da noch die WG mit den drei anderen Mädels. Die habe ich zwar bei den 10 tägigen Vorbereitungsseminar schon kennengelernt und waren mir auch alle sympathisch, doch habe ich mich vorher schon gefragt, wie wir 4 sehr unterschiedlichen Charaktere dann wohl beim Zusammenwohnen harmonieren. So fremdelten wir die ersten paar Tage auch ein wenig, alle einander noch ziemlich fremd und eingenommen von dem neuen, unbekannten Land. Zum Glück konnten wir uns durch gemeinsames Laufen, Kochen und Ausflüge schnell besser kennenlernen und ich musste feststellen, dass wir doch gar nicht so unterschiedlich sind und viele Interessen wie Wandern und Essen teilen. Inzwischen haben wir bereits viel erlebt von tollen Reisen bis zu den ersten schweren Krankheitsfällen, was uns auch weiterhin zusammengeschweißt hat. Mit den Mädels ist es auch schön, gar nichts Großartiges zu unternehmen sondern einfach ein bisschen Ibarra zu erkunden oder Abends gemütlich zusammen zu sitzen und über den Tag oder unsere Pläne fürs Wochenende zu Quatschen. Ich habe das Gefühl, es stehen noch unglaubliche Dinge für uns an, die ich nicht missen möchte.

Nicht ganz unwesentlich ist da auch noch Ecuador als Land, zuallererst mit Ibarra als neue Heimat. Ich bin sehr dankbar dafür, wie einfach es mir die kleine Stadt gemacht hat, mich wohlzufühlen und zurechtzufinden. Vielleicht ist es etwas früh, die Stadt als 2. Zuhause zu bezeichnen doch der Anblick der umliegenden Berge ruft in mir bereits gleiche Heimatsgefühle hervor wie die Hamburger Alster. Dafür sorgten vor allem die freundlichen, interessierten Menschen hier – Freunde, mit denen wir viel unternehmen und uns in allen Lebenslagen unterstützen. Dazu kommt der Rest des Landes, den ich noch unbedingt bereisen möchte – die bisherigen Reisen nach Mompiche und Mindo und etliche Ausflüge bescherten uns unvergessliche Momente – von Wellenspringen an einem einsamen Strand, Baden im Wasserfall, der unwirkliche Blick auf die Lagune beim Wandern, Schnee auf dem Gipfel des erklommenen Berges, Abendliche Spaziergänge am Meer,...

Zu guter Letzt die Sprache. Ich bin schließlich u.a. mit der Intention hierhergekommen, Spanisch zu lernen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich für meine 2,5 Monate hier noch nicht gut genug Spanisch spreche. Für mich als kommunikativer Mensch ist es frustrierend, sich nicht richtig ausdrücken zu können, weil einfach die entsprechenden Worte fehlen oder zu ich zu lange über die Konjugation der Verben nachdenken muss, sodass ich schnell in Selbstzweifel verfalle. Da hilft es mir, das Ganze mit etwas Abstand zu betrachten, um festzustellen, dass ich mich schon ziemlich verbessert habe. So habe ich zum Beispiel bei der ersten Reunion (Zusammenkunft der Chefinnen, allen Educadoras und Freiwilligen zum Planen des Monats) noch kaum was verstanden. Inzwischen klappt das, ohne mich groß anzustrengen. Mein Wortschatz hat sich durch das Arbeiten in der casa sehr erweitert – von Windel über Besen – und tut dies noch weiterhin durch Gespräche mit Freunden oder Bekannten. Auch die Grammatik schaffe ich schon fast automatisch richtig anzuwenden. Spanisch ist für mich etwas Alltägliches geworden. Besonders schön ist es dann natürlich das Feedback zu bekommen, dass sich das Spanisch schon verbessert hat. Trotzdem fehlt mir noch Einiges an Sicherheit, Aussprache und Vokabular was ich in den bleibenden 9 Monaten lernen möchte, wofür ich sehr ehrgeizig bin.

Es gibt natürlich auch negative Aspekte zum Leben hier, die mich manchmal frustrieren – häufiges Kranksein, unvorhersehbares Wetter, anstrengende Momente bei der Arbeit, das offensichtliche anders bzw. Fremd sein dem man zur Zeiten zum Opfer fällt, der Geräuschpegel – doch muss ich feststellen, dass keiner davon stark genug ist um meinen Willen hier zu bleiben zu schwächen.

13. Oktober. Mit der Neuigkeit der angekündigten Einigung und dem dementsprechenden Ende des Paros rollt eine merkliche Welle der Erleichterung über die WG. Schon am nächsten Tag ist mit den vollen, lauten Straßen scheinbar alles zur Normalität zurückgekehrt. Nun steht den nächsten 9 Monaten erstmal nichts mehr im Weg. Die Zeit des Paros war zwar für uns etwas nervig und im gewissen Sinne auch nervlich belastend, doch zusammen stellen wir fest, dass wir alle etwas davon mitgenommen haben. Hauptsächlich, jeden Tag zu nutzen und zu genießen. Erst als die Busse nicht mehr fuhren, fielen mir die ganzen Möglichkeiten auf, die dieses Verkehrsmittel hier in Ecuador bietet. Wenn man gezwungen ist, drinnen zu bleiben, denkt man an alle Unternehmungen die man in der Umgebung, mit oder ohne Kids, machen könnte. Also, als Viola letztens vorschlug, unseren Hausberg zu besteigen und dort zu frühstücken und ich eigentlich noch zu müde war, um schon so aktiv zu sein, musste ich daran denken dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass man sowas immer machen kann. Ob die Zeit fehlt oder es von den äußeren Umständen nicht passt – ich nehme mir vor, zukünftig weiterhin so wenig Zeit wie möglich mit Unnötigem zu verschwenden und diese auszunutzen in diesem wunderschönen Land. Also stiegen wir morgens auf den Berg, und ich hoffe das noch viele weitere Male machen zu können.

 

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