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„Achterbahn“

NICHT MEHR LANGE. Noch sechs Wochen, dann geht es zurück und ich steige in ein riesiges Flugzeug, das mich in meine deutsche Heimat bringt. Ein komisches Gefühl ist das. Bei dem Gedanken an die Rückreise reflektiere ich vor allem so viele wunderschöne einzigartige Momente, die ich hier in Ecuador erleben durfte. Ob bei der Arbeit, mit meinen Mitfreiwilligen, Educadoras und natürlich den Kindern, hier in der WG oder in meiner Freizeit und an den vielen tollen Orten, die ich besucht habe. Gleichzeitig erinnere ich mich aber auch an einige schwierige Momente, Enttäuschungen und kleine und große Verzweiflungen. Einiges davon hat mich über einen kürzeren oder längeren Zeitraum hinweg belastet und meine Stimmung ein wenig beschwert. Trotzdem, oder gerade deswegen habe ich aber gelernt, die Glücksmomente in meinem Leben, die so zahlreich sind, dass ich mich leider gar nicht mehr genau an jeden einzelnen erinnern kann, mit Ausgelassenheit und Sorglosigkeit zu erleben und wertzuschätzen. Das hat mir ein ganz neues Lebensgefühl gegeben und ich habe zumindest für mich persönlich meinen schon immer da gewesenen Optimismus und meine Lebensfreude nochmal auf ein ganz anderes Level gebracht. Meine Erwartungen von diesem 10-monatigen Freiwilligendienst wurden definitiv übertroffen. Möglicherweise klingt das beim Lesen jetzt etwas übertrieben und irgendwie zu optimistisch. Leider kann ich auch gar nicht genau beschreiben, was diese ganzen Dinge im Einzelnen sind, die ich gelernt habe, die mich stärker gemacht, mich zurückgeworfen und nach vorne gebracht haben.

Ich würde meine Erlebnisse vielleicht mit einer Achterbahnfahrt vergleichen. Es geht im ständigen Wechsel nach oben, nach unten, durch scharfe Kurven, Loopings, Schrauben, über steile und flache Stellen, durch Tunnel und über Berge. Das Adrenalin schießt durch meinen Körper, schützt mich vor der Gefahr; außerdem spüre ich Gefühle des Erschreckens, der Angst, der Freude und Aufregung. Dieses Beispiel fasst vielleicht ein bisschen zusammen, wie es mir hier in Ecuador so ergangen ist, wie abwechslungsreich es war. Und am Ende wenn ich aus der Achterbahn aussteige, ist die Angst, die ich während der Fahrt zeitweise hatte, wie verflogen. Der Adrenalinkick jedoch, das Positive, Starke bleibt als Gesamteindruck bestehen, lässt mich erleichtert zurück. Ich kann durchatmen und bekomme Lust auf eine weitere Fahrt. Auch wenn das vielleicht eine ganz gute Veranschaulichung sein könnte, mein Freiwilligendienst und meine Arbeit in Ecuador sind natürlich dann doch etwas komplexer als die Achterbahnfahrt.

Allein die vielen verschiedenen Menschen, die ich hier getroffen habe, ihre Geschichten, Schicksale, Erfahrungen, Ratschläge und Gedanken, haben mir unzählige neue Eindrücke gegeben. Ich bin froh, dass ich meine Zeit in Ecuador nicht im Rahmen einer klassischen Südamerikareise verbracht habe, sondern tatsächlich hier gelebt habe, Teil der Gesellschaft geworden bin, einen Alltag mit persönlichen Ritualen, Freunde gefunden habe. So hatte ich Gelegenheit dazu, nicht nur das Land sondern auch die Leute und die ecuadorianische Mentalität und Kultur richtig kennenzulernen. Außerdem ist mir auch immer wieder bewusst geworden, dass die Sprache tatsächlich der Schlüssel, die Essenz für genau dieses Kennenlernen ist. Wenn man zumindest etwas flüssiges Spanisch spricht, wird man von den Einheimischen in der Regel von Grund auf schon mal anders und mit ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Interesse wahrgenommen. Man kann über Preise verhandeln, Telefonate führen, Artikel lesen, aber vor allem kann man Fragen stellen, die mehr Tiefgang haben als nur das Erkundigen nach einer Wegbeschreibung. Es ist möglich über persönliche Probleme zu sprechen, interessante Erzählungen von früheren Reisen eines indigenen Ecuadorianers zu hören oder auch einfach nur ein paar witzige Wortspiele der Kinder nachzulernen und sie dann beim nächsten Mal damit zu überraschen, dass man auch ein bisschen Umgangssprache beherrscht. Und jetzt? Jetzt geht diese Erfahrung langsam dem Ende zu. Die Kinder haben Sommerferien, vor ungefähr zwei Wochen habe ich sie ein letztes Mal zur Schule gebracht, mich von ihren Lehrern und auch von einigen Eltern ihrer Mitschüler verabschiedet. Sie waren die ersten der vielen Menschen denen ich auf Wiedersehen sagen musste. Besonders gefreut hat mich, als die Mutter eines Klassenkameraden von Juan aus meinem Haus mich herzlich umarmt und mir dafür gedankt hat, dass ich nach Ecuador gekommen bin, um den Kindern in der Fundación zu helfen. Obwohl ich sie eigentlich gar nicht so oft gesehen habe während meines Aufenthalts und sie im Prinzip auch nicht wirklich etwas mit dem casa familia zu tun hatte, hat sie sich bedankt und mir alles Gute gewünscht. Das war zum Beispiel ein kleiner Looping auf meiner Achterbahnfahrt an dessen „Adrenalinkick“ ich mich auch in Deutschland gerne noch erinnern werde.

15.07.2018

 

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