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5 Dinge, die ich in Ecuador gelernt habe (mas o menos)

1.) Zuerst wäre da das offensichtlichste: die Sprache

Nach 10 Monaten in Ecuador kann ich ohne Probleme Gesprächen folgen und mein Gegenüber verstehen.  Dass das nicht von Anfang an so sein würde, war mir klar. Natürlich hat man immer wieder nachfragen müssen oder für Gelächter bei den Muttersprachlern gesorgt, aber es ging erstaunlich schnell, ins Spanische reinzukommen. Auch wenn man anhand meines Wortschatzes, der zum Beispiel alle möglichen Kinderspielzeuge, Haushaltsgegenstände und Aufforderungen wie „Dejalo“, „Apurate“ oder „Vengan“ beinhaltet, leicht merken kann, wo ich Spanisch hauptsächlich gelernt habe, bin ich damit völlig zufrieden. Vielleicht kann ich nicht auf Anhieb eine formelle Mail verfassen, aber es ist ausreichend, auf meinem Rückflug die Mitarbeiter von Avianca in Kolumbien nach längerer Diskussion davon zu überzeugen, dass mir sehr wohl zwei Gepäckstücke statt einem zustehen.

2.) Diesen Abschnitt widme ich einer Sache, die ich nicht in Ecuador gelernt habe.

Ein Grund, warum ich mich überhaupt für den Freiwilligendienst im Ausland entschieden habe, war unter Anderem auch, dass ich absolut keine Ahnung hatte, was ich berufsmäßig in der Zukunft machen wollte. Ein klitzekleiner Teil von mir hat gehofft, dass ich während des Jahres irgendwie die Erleuchtung haben würde, was der perfekte Studiengang für mich sein würde. Leider war das absolut nicht der Fall und als die Bewerbungsfristen näher rückten, war ich genauso planlos wie vorher. Ich konnte immerhin ausschließen, dass ich (bei aller Liebe zu meinen Kindern) nicht mein Leben lang den Job ausüben möchte, den ich in Ibarra gemacht habe. Da ich davon aber von vorneherein nicht ausgegangen bin, hat mir das nicht sonderlich viel gebracht. Die Arbeit mit den Kindern hat mir immerhin klargemacht, dass ich auf jeden Fall selbst mal welche haben möchte - allerdings erst sehr viel später als jetzt.

3.)  Wenn man sich für einen Auslandsaufenthalt entscheidet, wird eine gewisse Selbstständigkeit vorausgesetzt, gleichzeitig habe ich aber während der Zeit in Ecuador gelernt, noch viel selbständiger zu sein. Davon profitiere ich heute immer noch, denn immer wenn ich mich zum Beispiel dazu überwinden muss, irgendwo anzurufen, erinnere ich mich daran, dass ich auch mit irgendwelchen Behörden auf Spanisch telefonieren konnte…

 Abgesehen davon, dass ich das erste Mal in meinem Leben allein (abgesehen von meinen Mitbewohnern natürlich) gelebt habe, bin ich auch das erste Mal vollkommen alleine gereist. Das ist eine Erfahrung, die ich absolut empfehlen kann. Ich war vorher wirklich sehr nervös, was schon bei der Buchung der Flüge angefangen hat, aber im Nachhinein hat es sich sehr gelohnt. Am Anfang habe ich mich etwas verloren gefühlt, als es darum ging, die Tage während meiner Reise zu planen, aber das ist schnell vergangen, als ich mich auf den Weg gemacht habe, die Umgebung zu erkunden. Alleine zu reisen ist unglaublich befreiend, weil man sich nach niemandem richten muss und machen kann, was man möchte. Gleichzeitig muss man aber auch nicht allein sein, weil man ziemlich schnell andere Leute aus aller Welt kennenlernt, was ich ziemlich cool finde. Ich kann auf jeden Fall empfehlen, es einmal auszuprobieren, alleine weil man sich dabei… irgendwie unglaublich erwachsen fühlt

4.) Man sagt, man weiß etwas erst richtig zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist und das kann ich absolut bestätigen. Während der Zeit in Ecuador ist mir bewusst geworden, dass es vieles an Deutschland gibt, das ich vorher für selbstverständlich gehalten habe. Da sind Kleinigkeiten wie deutsche Supermärkte, dass man auch mit Scheinen bezahlen kann, die größer als zehn Euro beziehungsweise Dollar sind, dass aus den Wasserhähnen auch warmes Wasser kommt oder dass eine verabredete Uhrzeit nicht nur als grober Richtwert interpretiert wird. Was in eine ähnliche Richtung geht, ist die Art und Weise Konflikte zu lösen. Ich empfinde es als angenehm (wahrscheinlich weil ich es schon immer so gewohnt war-das gilt übrigens für alles bei diesem Punkt), dass Konflikte direkt angesprochen und gelöst werden, und dass das auch gilt, wenn man sich in der „Arbeitsplatzhierarchie“ eher weiter unten befindet.

Etwas anderes, das mir vorher in Deutschland nie aufgefallen ist, ist die versuchte Barrierefreiheit auf so vielen Ebenen wie möglich. In Ecuador wird damit zwar angefangen, allerdings ist es nach wie vor sehr schwierig, mit einem Rollstuhl die Straßenseite zu wechseln, wenn auch die abgesenkten Bordsteine 20 cm hoch sind oder einen Bus zu benutzen, dessen Türschwelle sich einen halben Meter über dem Boden befindet.

Außerdem habe ich in Ecuador gelernt, bewusst dankbar für meine Kindheit und Familie zu sein. Durch unsere Arbeit haben wir mit so vielen Kindern zu tun gehabt, die schon früh Ablehnung oder Misshandlung ihrer Eltern erleben mussten. Wenn ich darüber nachdenke, werde ich unfassbar traurig und bin froh, dass es Einrichtungen wie die in Ibarra gibt, gleichzeitig wird mir auch bewusst, welches Glück ich hatte, so behütet aufwachsen zu dürfen.

5.) So wie es mir manchmal in Ecuador mit Deutschland ging, geht es mir seit dem ich wieder hier bin mit Ecuador. Dort habe ich gelernt, im Moment zu leben, jeden Tag aufs Neue froh zu sein; über das, was man macht, wo man ist und wie man ist. Ich habe während dieser Zeit so viele Menschen kennengelernt, die ähnlich denken oder ihr Leben ähnlich führen. Hier in Deutschland wird mir bewusst, wie gegenteilig die meisten hier ihren Alltag leben. Viele meiner Kommilitonen haben sich schon in der ersten Woche des ersten Semesters besorgt darüber unterhalten, dass es ja nur so wenig Masterplätze gebe, weswegen die Abschlussnote des Bachelors so gut wie nur irgendmöglich sein muss. In solchen Momenten wünsche ich mich zurück nach Ecuador, wo wir nicht viel mehr geplant haben als das nächste Wochenende. Da habe ich gelernt, wie erfüllend eine Arbeit sein kann, für die man quasi kein Geld bekommt und wie unglaublich viel es einem gibt, wenn man merkt, dass die eigene Arbeit etwas bewirkt und dass die Kinder einen gern haben.

Ich vermisse so vieles an Ecuador; meine Kinder, unsere Freunde, unsere wunderbare Wohnung, Donnerstags Salsa tanzen, abends die Sonne zwischen Imbabura und Cotacatchi untergehen zu sehen, spontane Ausflüge ans Meer…

Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass ich Ecuador gelernt habe, wie es ist, so richtig glücklich zu sein.

 

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