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Ines Ritgen - 3. Bericht

 

Meine Fundación

 

Nun arbeite ich bereits seit mehr als neun Monaten in der Fundación Campamento Cristiano Esperanza hier in Quito. Im Folgenden möchte ich nicht nur auf meine täglichen Aufgaben und Herausforderungen eingehen, sondern auch allgemein die Fundación vorstellen.

 

Ich fange einmal vorne an: Im Jahr 1983 hatten einige Missionare eines christlichen Radiosenders die Idee, ein Feriencamp für Personen mit Behinderung zu veranstalten. Dort sollten sie Spaß haben und das Evangelium kennenlernen. Mit einer Gruppe von 17 Kindern im Alter von 6 bis 16 Jahren fand dann das erste „Campamento“ statt.

 

Das Programm dieses Feriencamps beinhaltete Schwimmen, Handarbeiten, Sport, biblische Geschichten, Singen und Gruppeninteraktionen im großen und im kleinen Kreis. Die Aktionen wurden besonders auf jedes Kind abgestimmt, damit sich jedes einzelne so gut wie möglich beteiligen konnte.

 

Nach einer langen Entwicklung von den Sommercamps über eine Schule mit regulären Kindern und Kindern mit Behinderung, ist die Fundación Campamento Cristiano Esperanza nun eine Einrichtung/ Schule für Kinder mit Behinderung.

 

Momentan kommen von Montag bis Freitag täglich 42 Kinder und Jugendliche in die Fundación. Diese werden in verschiedene Gruppen aufgeteilt: Prevocacional, Paralisis Crerebral 1 und 2, Cognitiva, Refuerzo Escolar integración und Aprendizaje Especial. Die Kinder sind damit nach ihren Fähigkeiten und ihrem Alter aufgeteilt. Normalerweise hat jedes Kind seinen festen Platz in der Fundación, aber natürlich wechseln manche Kinder die Gruppen, weil sie sich verbessert haben und dann in einer anderen Gruppe besser weitergefördert werden können.

 

Zu den Tätigkeiten in der Fundación gehören zum Beispiel: Physiotherapie, Sprachtherapie, Pferdetherapie, Beschäftigungstherapie, Familientherapie, Stimulation durch Musik und Tanzen sowie einige andere Sachen. Aber auch für die medizinische Versorgung, psychologische Hilfe und die Verpflegung mit Essen wird von Seiten der Fundación aus gesorgt.

 

Das Waisenheim „Casa Hogar“ liegt ungefähr eine gute Viertelstunde von der Fundación entfernt. Dort werden 17 der 42 Kinder und Jugendlichen untergebracht, die keine Familie mehr haben, oder dieser entzogen wurden. Es ist ein recht großes Gelände mit einem schönen und freiräumigen Haus, in welchem die Kinder wohnen.

 

Um die ganze Arbeit, die in der Fundación jeden Tag anfällt, zu schaffen, helfen immer ein paar Volontäre aus unterschiedlichen Ländern mit. Meine Organisation, die Ecuador Connection, bietet jedes Jahr vier Plätze für jeweils ein Jahr an. In meiner Zeit waren jedoch auch beispielsweise drei Volontäre von „VASE“ da, um zu helfen. Doch auch einige ecuadorianische Schüler oder Studenten kommen wenigstens für eine ganze Weile zum Anpacken. Es ist meist ein stetiger Wechsel. Aber es ist gut, dass so viele Jugendliche und junge Erwachsene kommen, um zu helfen. Denn ohne sie wäre der Tagesablauf deutlich schwerer.

 

 

 

Nun zu meinen täglichen Aufgaben. Ich bin nun wieder in der Gruppe, in der ich auch die ersten drei Monate verbracht habe: Paralisis Cerebral 1. Zu dieser Gruppe gehören neben den zwei Tías Silvia und Miriam auch zehn Kinder und junge Erwachsene. Aus dieser Gruppe sind fast alle Kinder im Casa Hogar untergebracht.

 

In dieser Gruppe können nur drei junge Erwachsene laufen und davon eine nur mit Hilfe. Die anderen sitzen im Rollstuhl und sind teilweise schon aktiv dabei, Laufversuche und –übungen zu machen. Manche allerdings sind auch noch weit davon entfernt. Unsere Aufgabe ist es also den Kindern morgens nach dem Ankommen erstmal die Windeln zu wechseln, bevor die jeweils passende und notwenige Therapie auf dem Plan steht. Die meisten Kinder sind Spastiker, das bedeutet es muss viel an der Entspannung gearbeitet werden.

 

An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass die Therapien normalerweise ziemlich anstrengend sind und es viel Zeit braucht, bis man mit allen Kindern die Therapie gemacht hat. Aber es lohnt sich! Ich habe in meiner jetzigen Gruppe bei mehreren Kindern eine starke Verbesserung innerhalb des letzten halben Jahres festgestellt. Das muss natürlich nicht immer so sein, aber es motiviert mich umso mehr, weiterzumachen und sich von vielleicht manchmal nur sehr langsamen Fortschritten entmutigen zu lassen.

 

Nachdem wir Tías und Volontäre zu Mittag gegessen haben, sind die Kinder dran. Viele schaffen es komplett alleine zu essen, manche brauchen ein bisschen Hilfe und einige werden komplett gefüttert. Anschließend geht es wieder in die jeweilige Klasse und nach dem Zähne putzen und Windel wechseln ist etwas Entspannung angesagt – zumindest für die Kinder: Massagen, Bücher vorlesen, ein bisschen laufen gehen oder gemeinsam im Park spielen. Und wenn dann nachmittags noch die kleine Zwischenmahlzeit eingenommen wurde, werden alle Kinder fertiggemacht und es geht nach Hause.

 

Nach so einem Tag sind wir dann meistens ziemlich müde, denn mit Kindern ist jeder Tag anders und steckt voller neuer Herausforderungen. Aber genau das liebe ich an meiner Arbeit!