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Ecuador, das Land am Äquator, aus dem der Großteil unserer Bananenimporte kommt – allein im Jahr 2014 waren es 541.325,2Tonnen – 'hat' 13.400 Gefängnisinsassen, 23.000 HIV-Infizierte und liegt mit seiner täglichen Nahrungsaufnahme im internationalen Ländervergleich mehr als hundert Plätze hinter Deutschland.
Aber immerhin hat Ecuador dafür nur eine Staatsverschuldung von 38,4 %, die in Deutschland bei 80 % liegt – obwohl dieser Fakt eigentlich gar nicht zählt, denn das deutschsprachige Land im Zentrum Europas hilft mit dem Geld, was es so großzügig ausgibt, ja schließlich den 'armen' Entwicklungsländern, wozu auch jenes nach dem Äquator benannte Land gehört...

Eine Geschichte...

Es ist eine Geschichte über Ecuador – eine Geschichte, die einem erzählt wird, wenn man unbedarft die Begriffe 'Ecuador' und 'Fakten' im Internet sucht, welches nach jener Webdarstellung in Ecuador übrigens gerade mal eine Million der dreizehn Millionen Einwohner gebrauchen. Es sind Information über ein Land, die so, wie sie hier stehen, eine isolierte Geschichte über dieses Land erzählen. Vom Leser werden solche Aussagen oft als einzige Geschichte gesehen und geglaubt. Sie vermitteln ein 'scheinbar wahres' Bild, denn oft sind sie das einzige Bild, was der Leser erhält.

Und ganz unbewusst bestätigen diese Fakten oft auch ein Gefühl -

Es ist die Annahme, dass dieses südamerikanische Land, diese 'Bananenrepublik', gefährlich, arm und auf eine Weise elend sei – oder zumindest doch gefühlt deutlich benachteiligter als das, dem Leser vertraute Deutschland.

„The single story creates stereotypes. And the problem with stereotypes is not that they are untrue,

but that they are incomplete. They make one story become the only story.“ Chimamanda Adichie

In ihrem Vortrag The danger of a single story erzählt Chimamnda Adiche von dieser Gefahr, die eine einzelne Geschichte birgt. Von der Gefahr, dass eine einzelne Geschichte oft ein isoliertes und unvollständiges Bild von etwas malt, welches als Gesamtwahrheit gesehen wird. Dieses einzelne Bild bestimmt dann den Eindruck, den man von einer bestimmten Sache hat.
Die Gefahr eines einzelnen Eindrucks als
einzigem Eindruck.

Diese Erfahrung habe ich auch mit dem Bild Ecuadors, das im heimatlichen Deutschland besteht, gemacht. Wenn man das Wort Ecuador hört, dann denkt man oft zuerst an die Bananenkisten in unseren Supermärkten, die mit diesem Namen beschriftet sind. Man glaubt auch an gelesene Fakten, wie sie oben stehen und an das, was man in den Nachrichten gehört hat:

...dass der Cotopaxi Aktivität zeige und seit jenem ersten 'Ausbruchstag' die einzige Sorge der Menschen sei.

...man denkt an das, was kürzlich auf der Straße über die hohe Kriminalität und die Gewaltbereitschaft der Guerilla in den südamerikanischen Ländern erzählt wurde.

...man nimmt das alles an, ohne nachzufragen.

...als verkörpere die Geschichte dieser einzelnen Person auf der Straße das gesamte Land Ecuadors und als repräsentiere sich Ecuador durch die Gesamtheit Südamerikas.

Es gibt niemals nur eine Geschichte und niemals erzählt eine Geschichte alles, was es zu sagen gibt. Vielleicht kann durch diesen Erfahrungsbericht das Bild von Ecuador ja etwas bunter werden und vielleicht kann er dazu anregen, single storys reflektiert zu sehen, sich ein eigenes Bild zu machen und auch die eigenen Erfahrungen in einer Geschichte zu erzählen...

Lange bin ich noch nicht in Ecuador, doch konnte ich schon mitbekommen, dass so einige Bilder, die man über dieses Land im Kopf hatte, sich als ganz anders gestalten, als vielleicht erwartet -

Es ist da die Küche dieses Landes, das in der obigen Darstellung einen schlechten Platz in der 'täglichen Nahrungsmittelaufnahme' einnimmt – sie ist wunderbar. Die Vielfalt an Obst und Gemüse, sein aromatischer Geschmack und mir anfangs unbekannte Gerichte, die fast immer mit einer Suppe beginnen und im Hauptgang aus Reis, Fleisch, verschiedensten Bohnensorten, Yucca und Kochbananen bestehen, sind ansprechende kulinarische Erfahrungen.

Auch all das, was mir vorher über die Gefährlichkeit der Städte, die Kriminalität, die Gefahr, mit öffentlichen Bussen zu fahren,und sich abends aus dem Haus zu bewegen erzählt wurde. Zu viel Angst und Sorge ist, wie ich festgestellt habe ,sicher nicht der richtige Weg, um dieses Land zu erfahren, zu erleben und kennenzulernen. Und so denke ich, sollte man all die gutgemeinten Ratschläge noch einmal überdenken und mithilfe eigener gemachter Erfahrungen selbst urteilen, wie man sich verhält.

Auch die weite Verbreitung eines streng katholischen Glaubens der Menschen und die daraus vermeintlich folgende Konservativität die die Ecuadorianer haben sollen, zeigt sich in meiner Erfahrung von einer viel aufgeschlosseneren Seite als erwartet. Es wird sehr wohl auch offen über sexuelle Themen geredet und das angeblich bestehende strenge Tabu scheint aufgeweicht. Ich sah Straßencomediens, die im 'kurzen Schwarzen' und mit falschen Brüsten Sex auf humorvoll veralbernde Weise ansprechen und dabei die lachende Zustimmung der Zuschauer ernten. Ansonsten ist auch lange nicht jeder verheiratet, bevor das erste Kind geboren wird und im Nachtleben in Clubs und Bars geht es auf der Tanzfläche ungebundener zu als ich es vielleicht erwartet hättet.

Aber eines der Bilder scheint gar nicht so falsch. Ohne Klischees über dunkle Haare und dunkle Haut bestätigen zu wollen, fällt man als Europäer mit hellem Erscheinungsbild wirklich auf. Pfeifen, Rufen und die Bezeichnung 'Gringo' sind drücken das aus. Dabei sind mit diesem Wort ursprünglich und eigentlich Ausländer aus den Vereinigten Staaten gemeint. Und so zeigt sich, dass auch die Ecuadorianer in gewisser Weise ein stereotypisches Bild gegenüber Nicht-Einheimischen haben. So bestehen nicht nur über Ecuador single storys, die ich mit diesem Text in ihrer Macht entkräften möchte, um das Bild etwas bunter und vielfältiger werden zu lassen. Auch auf der anderen Seite, aus der Sicht der Ecuadorianer, haben viele Menschen beispielsweise über mich als hellhäutigen Ausländer oft eine single story, die als einzige Geschichte verstanden wird. Nicht nur der weit verbreitete Annahme, dass ein hell aussehender Ausländer wohl aus den 'Estados Unidos' komme, Englisch spreche und als anspruchsvoller Tourist durch das Land reise. Oft ist es auch die Erwartung, dass dieser Mensch aus dem Ausland reich und unbekümmert sei und sich um nichts sorgen müsste. Denn mit viel Geld, Sicherheit und einer stabilen Politik lebe es sich garantiert immer unbeschwert. Kommt zur Sprache, dass man genaugenommen aus Deutschland kommt, wird dann oft mit offenem und toleranten Interesse gefragt, wie sich dort das Leben gestalte, doch ab und zu wird man recht schnell auch mit Verantwortungsfragen zum zweiten Weltkrieg und nationalsozialistischen Themen konfrontiert. Es wird teilweise mit großen Erstaunen erkannt, dass in jener Zeit nicht gänzlich jeder deutsche Bürger die geforderte Politik verfolgte und die Frage, was man von Adolf Hilter halte und ob er ein schlechter Mensch war, wurde mir auch schon unverhüllt gestellt. Aber neben dieser harten Materie sind es oft auch oft vielmehr die kleinen Teile der single story der Deutschen, mit denen man oft gleichgesetzt wird. Strebsam und ehrgeizig, gebildet und immer pünktlich scheinen in vielen Augen fast alle zu sein. Sollte dies einmal nicht der Fall sein und kommt man leicht verspätet zu einem Treffen (was hier zwar eigentlich vollkommen normal ist) kommt einem erfahrungsgemäß etwas weniger Umsicht entgegen als seinen ecuadorianischen Mitmenschen. Doch habe ich erlebt, dass diese kleinen Vorurteile, die auf beiden Seiten manchmal bestehen mögen, gerade seitens der Ecuadorianer viel öfter einer herzlichen Offenheit, Gastfreundlichkeit weichen. Es ist ein enormes Gefühl der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, das einem entgegen gebracht wird und die große Toleranz und Neugierde vieler Menschen, denen ich bisher begegnen durfte sind eine wunderbare Form der Aufmerksamkeit.

Und so versuche ich, meine eigene Geschichte zu erzählen und das Bild über die Menschen aus der fernen Mitte Europas etwas vielfältiger aussehen zu lassen. Denn eigentlich sind es zwei Geschichten, die nicht nur single storys bleiben, sondern bunter werden werden sollen. Die, die die Menschen über mich als deutschen Ausländer haben und die, die ich als dieser 'Eindringling' mir von Ecuador, seiner Kultur und seinen Menschen mache und mit zurück nach Hause nehme.

 

 

Quellen:

http://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich.phtml?indicator=43

http://ssw.unc.edu/files/TheDangerofaSingleStoryTranscript.pdf

http://www.atanango.com/reise-infos/reisefuehrer/suedamerika/ecuador--ec/zahlen-und-fakten/

https://www.ted.com/talks/francesco_sauro_deep_under_the_earth_s_surface_discovering_beauty_and_science

 

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